Chronik


Schon seit der Zeit vor dem 30-jährigen Krieg wurde mit der Kraft des Wassers in dieser Mühle gearbeitet. Anfangs mahlte man Getreide und später schnitt man auch Holz zu Brettern. Seit jeher ernährten sich die Bewohner auch von den Erträgen aus eigener Landwirtschaft.

Im Laufe der Jahrhunderte wechselte 20 Mal der Besitzer der Mühle. Besonders im 19. Jahrhundert war sie oft nur drei oder fünf Jahre in einer Hand. Seit 1830 ist sie in Familienbesitz.

Die Mühle überdauerte insgesamt 4 Brände; zuletzt 1899.

Als großer Arbeitgeber gewann sie gegen 1930 an Bedeutung und erlebte in dieser Zeit ihren wirtschaftlichen Höhepunkt.

Nach Kriegsende gab es einen großen Umbruch. Die Gebäude wurden von mehreren Umsiedlerfamilien und Ansässigen gleichzeitig bewohnt. Das waren um die 35 Personen und damit die höchste Zahl an Einwohnern, die nach 1945 hier Heimat fanden.

Aus politischen Gründen verließ 1960 der damalige Besitzer, Theodor Körner, das Anwesen. Damit ging es in Staatseigentum über. Nach dem Ende der DDR kam es 1992 zu einer Rückübertragung in Familienbesitz. Damit öffneten sich die Türen für den Beginn der Vereinsarbeit.

Heute dienen die Gebäude, neben dem Landwirtschaftsbetrieb und der Wasserkraftanlage, größtenteils dem Gästebetrieb als Erholungsort für Besucher, Hochzeiten und für die Seminararbeit des Vereins.

 

Chronik

1349 bis heute

Ihr Standort ist außerhalb von Ammelsdorf im Tal am Flussufer der Wilden Weißeritz.

1349

Gründung des Ortes Ammelsdorf

  • die Mühle ist vermutlich um das 14. bis 15. Jahrhundert erbaut
  • Weißeritz heißt „die Wilde“ also „Wilde Wilde“
1932

Erstmalige Erwähnung der Mühle

  • Zerstörung und Niederbrand im dreißigjährigen Krieg (1618 – 48) durch Kroaten
  • die Mühle war danach „verwüstet“, wie es in den Unterlagen heißt
  • der Besitzer war Paul Bellmann
  • Nutzung als Mahl- und Brettschneidemühle
  • angetrieben durch ein Wasserrad (oberschlächtig)

2. April 1638

Besitzer Valentin Göpfert durch Kauf für 275 fl. (Florentiner Gulden = reine Goldmünze). (Nach heutigem Goldpreis ca. 40.000 EUR.) Er musste 2 „gute Schock“ jährlich abzahlen. (Schock = 60 Stück, also 120 Gulden = ca. 17.300 EUR)

19. Juli 1668

Besitzer Samuel Göpfert (Sohn von V. Göpfert) durch Kauf für 400 Gulden (ca. 57.600 EUR)

14. Juli 1689

Besitzer Georg Köhler (Kaufvertrag mit S. Göpfert Erben)

28. Oktober 1690

Besitzer Meister Kasper Glöckner (Pachtmüller Hennersdorf) durch Kauf für 750 Gulden (ca. 108.000 EUR)

  • seither der Name "Glöcknermühle"

27. Dezember 1719

Besitzer Gottfried Glöckner (Sohn von M. K. Glöckner) durch Kauf für 800 Gulden (ca. 115.000 EUR)

  • 29. November 1721 zweiter Niederbrand der Glöcknermühle
  • großer Floßbetrieb auf der Wilden Weißeritz bei Frühjahrsschmelzwasser
  • Rundholz – Brennholz für den Dresdner Holzmarkt

4. Mai 1754

Besitzer Karl Gottlob Glöckner (ältester Sohn von G. Glöckner) durch Kauf für 1100 Taler (1 Taler = 1,5 Gulden, also ca. 238.000 EUR)

  • 07.08.1759 Gesuch (Antrag) mit der "Bitte um Bierausschank an die Flößer", wurde am 28.10.1760 durch den Erbrichter in Ammelsdorf Carl Friedrich Aßmann negativ beschieden

1783

Besitzer Friedrich Glöckner

1794

Besitzer Christian Friedrich Grütze (aus Hainsberg)

1797

Besitzer Johann Gottfried Kempe (Hüfner in Ammelsdorf)

1811

Besitzer Karl Gotthelf Braune (Erbmüller in Burkersdorf)

1818

Besitzer Karl Friedrich Grütze (Erbmüller in Quoren)

  • Mai 1821 dritter Niederbrand aller Gebäude der Glöcknermühle

13. März 1823

Besitzer Karl Gottlob Richter (Inhaber der Niedermühle in Reinhardtsgrimma)

24. März 1825

Besitzer Johann Samuel Scherber (Inhaber der Obermühle in Bannewitz)

1. Oktober 1828

Besitzer Karl Gottlieb Richter, Erwerb bei Versteigerung für 2450 Taler (ca. 530.000 EUR)

3. März 1830

Besitzer Johann Samuel Körner (ehemals napoleonischer Soldatenrekrut, mit schweizerischer Herkunft wohnhaft in Pretzschendorf) durch Kauf

  • seither Name "Körnermühle"
  • Nutzung Mahl- und Brettschneidemühle

29. Juni 1857

Besitzer Hermann Julius Körner durch Kauf

  • Neubau der Sägemühle ca. 600 m flussaufwärts mit einer weiteren Wasserkraftanlage
  • Lieferung geschnittener Bretter nach Dresden

1. Oktober 1885

Besitzer Paul Oswald Körner (ältester Sohn von H. J. Körner)

1896

Planung und Beginn des Neubaus vom heutigen Wohnhaus (im Schweizer Stil) mit Betrieb einer Gastwirtschaft (Schankrecht)

1899

Vierter großer Brand nach einer Mehlstaubexplosion

  • die Schneide-, Mahl- und Ölmühle mit Bäckerei, sowie die Landwirtschaft und das damalige Wohnhaus brannten ab
  • die Scheune bleibt dabei unversehrt
  • Wiedererrichtung und Umbau der Mühle zur Holzstofffabrik, Sägewerk mit Bauholzfertigung sowie Kistenherstellung
  • in diesem Zug ermöglicht ein bergmännischer Ausbau des Unterlaufs eine Steigerung der Fallhöhe um ca.2 m
  • Holzschliff (Holzmehl) entstand im Nassschliffverfahren (Schwachholzstämme; stirnseitig) mit Hilfe eines großen Sandsteines (vergleichbar mit dem natürlichen Vorbild der Wespen)
  • Lieferung nach Weißenborn und Hainsberg in Papierfabrik zur Papierherstellung
  • Das erste Vollholzgatter kommt zum Einsatz
  • eine Dampfmaschine ergänzt bei Bedarf die Wasserkraft

1900

Pflanzung der Kastanie

1908

Zukauf der Kröhnertmühle (2 km flussaufwärts an der Wilden Weißeritz - in Richtung Schönfeld)

2. April 1913

Einbau von 2 Francis-Turbinen

  • Fallhöhe 9,2 m, 38 m Gewölbe
  • Stilllegung des traditionellen, oberschlächtigen Wasserrades

1920

Besitzer Paul Theodor Körner (Sohn von P. O. Körner) Übernahme erster Teile der Mühle (komplett 1937)

1. August 1914

Einzug von 50% der Kernbelegschaft zum 1. Weltkrieg

1924

(nach Inflation) teilweise Erneuerung der Holzstofffabrik

  • Modernisierung und Umbau des angrenzenden (mittleren) Sägewerkes
  • 2-Gatter-Anlage mit neuzeitlichen Transportmitteln (rationeller und leichtere Arbeitsabläufe)
  • Der erste LKW löste teilweise Pferdefuhrwerke ab.
  • Erweiterung der Landwirtschaft (12 ha), Aufbau eines Milchviehbetriebes mit ca. 10 Milchkühen und Imkerei

1927

Brandstiftung zerstörte in einer Nacht das flussaufwärts gelegene Sägewerk und die Kröhnertmühle

  • unmittelbarer (Herbst 1927) Wiederaufbau (erneute Vergrößerung und Modernisierung) des Sägewerkes

1939

wirtschaftlicher Höhepunkt der Körnermühle, zeitweise bis zu 30 Arbeitnehmer

  • Lizenz für "Ingenieur-Holzbau"
  • Rundholzeinzugsgebiet vom Erzgebirge über Tschechen, Schlesien und sogar die Berliner Gegend
  • vorrangige Absatzgebiete waren Dresden und Berlin
  • nach Beginn des 2. Weltkrieg Abgabe von Fahrzeugen und Zugtieren sowie Einzug von Teilen der Kernbelegschaft (dadurch Reduzierung der Produktion)

1945

(zum Kriegsende) Besatzung und Plünderung der Gebäude durch russische Kampftruppen

  • dabei wurde alles mitgenommen, sogar Fenstern und Türen ausgebaut
  • Maschinen wurden unbrauchbar gemacht sowie Fußböden und die Holzbauhalle demontiert
  • 1949 Enteignungsversuch durch Landrat ist fehlgeschlagen (Freispruch wurde am 16.11.49 rechtskräftig)
  • veranlasst durch die Zwangskollektivierung am 6.4.1960 (2. Stufe der kommunistischen Landreform in der DDR) verlässt P. T. Körner mit seiner Familie am 17.6.1960 das Land

1960

Die Mühle ging in treuhänderische Verwaltung (Holzindustrie wurde Teil des VEB Bärensteins) und damit in Volkseigentum der DDR über.

1968

(Prager Frühling) wurden Teile vom Wohnhaus für Zwecke der Zivilverteidigung (Gesundheitsamt Dippoldiswalde / Staatssicherheit) umgenutzt

  • Wohnung und Lager

1969

Ende der Holzindustrie (Schließung des Sägewerks und Stilllegung der Turbinen)

  • restliche 12 Arbeitnehmer werden entlassen

1992

Rückübertragung der Mühle an die „Körner-Erben“

  • Wiederaufnahme des Landwirtschaftsbetriebes mit Imkerei durch Michael Grundmann

1998

Besitzer Michael Fritz Theodor Grundmann (Enkel von P.T. Körner) durch Kauf

  • Familie Kai Rothe übernimmt dabei das mittlere Sägewerk (600 m oberhalb liegend)

2002

Wiedereinrichtung der Wasserkraftanlage

  • Einbau einer "Ossberger - Durchström - Turbine"
  • Durch Einteilung in 2 Kammern (je 1/3 und 2/3) kann dieser Turbinentyp über ein breites Zulaufwassermengenspektrum mit einem guten Wirkungsgrad arbeiten (Länge Oberlauf 397 m, Länge Unterlauf 375 m, Fallhöhe ca. 9 m und beim max. Durchlass von 1,3 m³ Leistung bis 74 kWh, Jahresleistung zw. 240 000 und 300 000 kWh)

24. Mai 2006

Gründung und Ansiedlung des Vereins „Körnermühle – Christliches Leben e. V. "
"Und es soll durch dich wieder aufgebaut werden, was lange wüst gelegen hat, und du wirst wieder aufrichten, was vorzeiten gegründet ward, und du sollst heißen: Der du die Lücken zumauerst und die Wege ausbessert, dass man da wohnen könne. (Die Bibel: Jesaja 58;12)"

ab 2005

Modernisierung und eine Innenraumneugestaltung des Wohnhauses

  • Körnermühle wird zum Urlaubs- und Erholungsort für seine Gäste
  • Zugang für die Öffentlichkeit jährlich am Deutschen Mühlentag

2003 – 2011

Um- und Ausbau der Scheune und somit Modernisierung der Stallungen

April 2012

zertifiziert als BIO – Landwirtschafsbetrieb mit Schwerpunkt Rasseerhaltungszucht

ab 2014

Weiterer Ausbau der Landwirtschaft

  • Anpachtung von Grünland
  • Bewirtschaftung von Ackerflächen
  • Anbau von Blühwiesen als Insekten- und Bienenfutter
  • Zucht von Fleischschafen der Rassen Jura, Rhönschaf, Texel und Berrichon du Cher
  • Verkauf von BIO Weidelämmern
  • Erfolg bei Rasseerhaltungszucht der Poitouesel
  • Weiterentwicklung der Rinderzucht als Herdbuchzucht des Roten Höhenvieh im Rinderzuchtverband
  • Direktvermarktung von Frischfleisch zu Schlachtterminen oder abgepackt für unsere Hausgäste
1. Juli 2019

Übernahme der BIO Landwirtschaft in den Aufgabenbereich des Vereins Körnermühle

  • Ausbau und Weiterentwicklung als Schaubauernhof für Mühlengäste
  • Informationen und Transparenz erleben Sie bei einer Mühlenführung, hier zeigen wir unsere Tiere, wie Rinder, Pferde, Poitouesel, Ziegen, Hühner, Schafe, Katzen, Hasen
2020

Unterstützung von Landbesitzern bei der Umstellung von Grün- und Ackerflächen auf die ökologische Bewirtschaftung

  • Unser Beitrag zur Erhaltung von Gesundheit
  • Wir bewirtschaften auch Ihre Flächen öko-logisch

 

Bei den oben angegebenen Preisen muss man wissen, dass die Kaufkraft mit dem damals zur Verfügung stehenden Einkommen, um ein Vielfaches geringer war als heute. So war z.B. Rindfleisch ca. 1,7 Mal teurer, Bier 10 Mal, Butter 16 Mal und Weizen 45 Mal so teuer im Vergleich zu heutigen Einkommen und Preisen.